Regattabericht Leizig-Cup 2014
Marc Kühn, GER002
Bereits letztes Jahr war ich im Internet auf eine Regatta gestoßen von der ich bisher noch nichts gehört hatte. Erst einmal klären wo denn der Cospudener See ist – aha, bei Leipzig… gut, Leipzig und Segeln ist ja jetzt nicht sofort eine Assoziation, aber Wikipedia belehrt einen, dass der Cospudener See einer von insgesamt sieben künstlichen Gewässern ist die im Zuge des Flutens der ehemaligen Braunkohletagebaustätten um Leipzig herum entstanden sind. Eine ansprechende Webseite mit windreichen Bildern machte mich erneut neugierig.
Nach Rücksprache mit Mandy war der Entschluss ein verlängertes Wochenende im östlichen Teil der Republik einzubauen schnell gefällt. Wir fuhren bereits am Donnerstagabend los, wie immer holte ich Mandy die von Zürich kam am Lindau Hbf ab, das Boot war bei Gerd nach dem Katpokal-Wochenende zuvor geparkt worden, Organisation und Connections sind alles. Wir schafften es noch bis Münchberg wo wir wegen Müdigkeit entschieden es uns im hinteren Teil vom VW-Bus gemütlich zu machen. Früh am Morgen aber dafür ausgeruht ging es weiter, ein kleiner Abstecher zu Mandys Oma war bereits im Vorfeld eingeplant worden. Dort frühstückten wir erst einmal ausgiebig, sammelten im Garten Stachelbeeren ein und bekamen sogar noch ein Mittagessen bevor wir uns auf die letzte einstündige Etappe machten.
Am Cospudener See angekommen inspizierten wir zunächst einmal das unbekannte Terrain: Eine ausgedehnte Anlage mit allerlei Wassersporteinrichtungen vom Tauchclub, Surfclub, Segelclub mit Marina, Biergarten und Restaurants erstaunten uns. Auf der Suche nach dem Regattabüro wurden wir zum Grinsel-Stand verwiesen – Grinsel? Was ist das denn .. Sogleich machten wir mit Max Lange dem Organisator des Leipzig Cups Bekanntschaft: Max betreibt ein nettes Cafe am Pier1 und organsiert so Einiges für die Gäste dieser Anlage. Auf dem kleinen Hügel waren bereits Liegestühle und Partyzelt aufgestellt, am Meldebüro wurde der Grill installiert und es lief Chillout-Musik. Wir fühlten uns sofort wohl! Der Parkplatz für die Camper war in direkter Nähe zum Strand wo auch die Boote stehen sollten, einige Topcats waren bereits am Aufbauen. Wir wurden informiert, dass um 18 Uhr eine Freitagsregatta gestartet würde und beschlossen gleich aufzubauen um daran teilzunehmen. Bei Sonnenschein und ganz leichtem Wind trafen wir uns dann auch mit einem guten Dutzend Kats, einer Handvoll Varianta und einigen Jollen an der Startlinie und machten einen Downwindstart auf einem Kurs der einmal über den ganzen ca. 4km langen See gehen sollte. Wir konnten uns mit Max auf seinem K3 in Lee gleich vom Feld absetzen und waren dann auch als erste und einzige um die Luvtonne herum als die WFL wegen abgestelltem Wind das Rennen abbrach. Wir konnten für uns mitnehmen, dass in Ufernähe ein Lift auszunutzen war, evtl. würde das für das morgige Rennen relevant sein. Am Ufer gab es bereits Roster und Anlegerbier die im kleinen Startgeld inbegriffen waren, tolle Sache!
Wegen der doch kurzen letzten Nacht legten wir uns bald wieder in den Bus, wir wollten ausgeschlafen an die Sache herangehen, auch wenn leider keine große Konkurrenz in der offenen Klasse gemeldet war und auch die Windprognose das Gegenteil von Ballerhack prophezeite. Der nächste Morgen wurde in Max seinem Cafe bei spanischem Cortado und Blaubeermuffin begonnen, mit einem üppigen Frühstückbüffet versuchte Max der selber für die Regatta gemeldet hatte die übrige Seglerkonkurrenz auszubremsen J Bei der Steuermannsbesprechung vermittelte uns eine souveräne Regattaleiterin die Winderwartungen die eher gegen Nachmittag erfüllt werden sollten. Wir gingen dennoch gegen 12Uhr aufs Wasser und segelten uns ein. Dabei sichteten wir dann auch eine Grinsel, bzw. wir rochen sie da es sich dabei um eine schwimmende Grill-Insel handelt. Wir starteten etwas später nachdem auch der letzte K3 auf dem Wasser war auf einem Up-and-Down Kurs mit Gate, der Kurs in perfekter Sicht der Zuschauer an Land. Wir wären wieder erste an der Luvtonne gewesen, wäre der Lauf nicht gleich nach dem Start wegen eines massiven Drehers abgebrochen worden. Wir hatten das noch spitz bekommen und waren am Pin-End gestartet und segelten nach einer sofortigen Wende bereits auf dem Anlieger. Für die zweite Startgruppe mit den K3 war der Start aber schon irregulär, souverän von der WFL gelöst! Ein zweiter Start verlief für uns ebenfalls gut, allerdings war der Wind wirklich am unteren Limit. Mit 7-8 Knoten Bootsgeschwindigkeit rundeten wir in Schleichfahrt die Tonnen und überlegten sogar den Spi nicht zu ziehen sondern tief und direkt auf das Gate zu fahren. Auf der zweiten Kreuz kürzte die WFL ab indem ein Schlaucher mit Flagge S ans Luvfass fuhr und den Zieldurchgang mit uns als erste notierte. Auf dem Startschiff hatte Max übrigens eine weitere psychologische Waffe für seine Konkurrenten bereitgehalten: die angeheuerten Mädels im knappen Dress gaben Ihr Bestes um leichte Verwirrung unter den K3 Seglern zu stiften 😉
Eine weitere Wettfahrt musste abgebrochen werden, zwei Läufe kamen allerdings am Ende des Tags noch in die Wertung. Zum Ende frischte der Wind sogar kurzfristig auf Trapezwindstärke auf und wir konnten mit dem Falcon auch munter durch das Feld flyern. Ein M20 gesellte sich auf dem Wasser zu uns, warum der nicht an der Regatta teilnahm wissen wir nicht, fanden das aber sehr Schade. Der auffrischende Wind hatte seinen Ursprung in einer recht düster wirkenden Wolkenformation im Osten, die WFL entschied sich für „Safety first“ und startete keinen weiteren Lauf, es wäre bei drehendem Wind auch nicht gegangen. Wir nutzten die Gelegenheit und flitzen noch ein wenig umher, der Strand war ja für alle Fälle in kurzer Nähe und gut zu erreichen. Auf dem Ausguckhügel hatte Max bereits den Grill anwerfen lassen und im Liegestuhl sitzend genossen wir etwas später das Anlegerbier und die Musik von DJ Butze und fühlten uns dabei wie im Urlaub! Der Abend verging beim Grillbüffet und Seglerschnack.
Sonntagmorgen, diesige und stehend-schwüle Luft machen wenig Hoffnung auf gute Segelbedingungen, auch die Prognose vom Windfinder bestärkt uns nicht. Wir frühstücken und setzen nichts destotrotz die Segel auch wenn wir dafür belächelt werden, aber jeder wie er meint oder? Als es gegen zwölf Uhr geht wird klar, dass kein weiterer Lauf mehr hinzukommen wird. Also bauen wir zügig ab und verladen alles, immerhin stehen 6-7 Stunden Rückreise an den Bodensee an. Eine toll organisierte Siegerehrung mit vielen Sachpreisen ehrt uns zum Sieger in der offenen Texelwertung und wir müssen versprechen wieder zu kommen, was wir sicher gerne tun! Während einige Segler noch bleiben um gegen später Richtung Nordstrand zu segeln wo ein Techno-Festival stattfindet machen wir uns auf die Autobahn und bestaunen die unzähligen Windräder die hier in der Gegend bis zum Horizont stehen, es muss hier also doch schon Wind geben denken wir uns …